Wie versprochen fuhren wir vom Hotel zum Teppichladen. Dort wurden wir von der versammelten Mannschaft schon sehnsüchtig erwartet. Natürlich bekamen wir Tee angeboten. Man rollte für uns Dutzende verschiedene Teppiche aus und erklärte deren Verwendung und die Bedeutung der Muster. Die ganze Vorführung macht auf mich schon einen kompetenten Eindruck. Wir hatten jedoch keine Verwendung für die ganzen Teppiche und verabschiedeten uns ohne etwas gekauft zu haben. Die Enttäuschung war den Händlern sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben.
Bis Titeki fuhren wir die gleiche Straße zurück, über die wir gestern gekommen waren. An der Kreuzung der rotverschleierten Frauen bogen wir rechts auf die 7038 Richtung Igherm ab. Das erste Teilstück führte uns bis auf eine Höhe von 2092 m. Oben auf dem Berg legten wir eine Pause ein, weil Johannes auf seine Gebetsminute bestand. Wir Ungläubigen genossen in der Zeit den Ausblick auf die rötlich steinige Bergwelt das Anti-Atlas. Nachdem Johannes für sein seelisches Wohlsein gesorgt hatte, ging es wieder abwärts und der Boden überzog sich mit einem dünnen grünen Pflanzenfilm. Eine Fläche mit gelb blühenden Blumen bot einen schönen und unerwarteten Kontrast zu den sonst doch ziemlich kargen Steinen. Die Ansiedlungen, die ab und zu in den Bergwänden klebten, verschmolzen fast mit der Umgebung. Nach einer Rast in Igherm ging es schnell weiter in Richtung Taliouine. Auf den letzten Kilometern vor Taliouine wurde bei Michel und mir der Sprit knapp. Die gelbe Warnleuchte meldete sich aufdringlich. Die einzige Tankstelle in dem Ort hatte jedoch kein Bleifrei. Förmlich mit dem letzten Tropfen fanden wir noch eine andere Tankstelle mit der grünen Zapfsäule. Bei mir langte es jedoch nur noch für etwa 10 Liter, bis die Zapfrüssel nichts mehr hergab. Das sollte aber für die verbleibende Strecke des Tages reichen. Ab Tizi-n-Taghatine wird die Strecke schnurgerade bis sie scheinbar am Horizont in eine Steinwand ausläuft. Der Straßenverlauf erinnerte mich an amerikanische Straßen, die auch wie mit dem Lineal gezogen scheinbar im Horizont verschwinden. In Kourkouda geht es dann in einem Linksschwenk auf eine Anhöhe, von der man einen sagenhaften Blick in eine weite wüstenhafte Ebene hat. Jedoch pfiff hier ein so starker Wind, dass man Probleme hatte beim Fotografieren mit dem Moped nicht umzufallen. Durch einige Kehren erreichten wir die Ebene in der der Wind einen richtigen Mini-Sandsturm erzeugt hatte. Von weitem sah er aus wie eine Wand aus rötlichem Nebel. Er erstreckte sich etwa auf eine Länge von ca. 10 - 20 Meter. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl in diesen Staubnebel hinein zu fahren. Bei Tazenakht verließen wir die Ebene und erreichten über eine leicht geschwungene Strecke unser Tagesziel Ouarzazate. Die Stadt liegt auf einem 1160 m hohem Wüstenplateau. Dabei ist sie eingerahmt von den Dreitausender-Gipfeln des Hohen Atlas im Norden, dem 2712 m hohen Sarhro-Massiv im Osten, im Süden von Fast-Zweitausender und im Westen ragt der 3304 m hohe Jbel Siroua auf. Der Tourismus blüht hier prächtig, wodurch das ganze Stadtbild geprägt wird. Hier sind auch Filmstudios angesiedelt, die gerne für Dreharbeiten zu historischen Filmen genutzt werden. |