Heute hatten wir jede Menge Zeit. Vor uns lag ein Abstecher in das Draa-Tal mit dem Endpunkt Zagora. Laut Reiseführer sind das 164 km. Also eine ziemlich kurze Etappe. Das Draa-Tal ist übrigens für alle die auf der Straße fahren eine Sackgasse. Wer also diese Tour wählt und nicht Piste fahren will, der muß den Weg auch zumindest bis Agdz wieder zurück fahren.  Kurz hinter Ouarzazate ändert sich die Gegend schnell und man fährt durch eine stark zerklüftete Landschaft mit vielen Tälern. Ab und zu sieht man sogar in der Ferne den blauen Lauf des Draa, der von grünem Palmenbewuchs gesäumt ist. Nach ca. 58 km bogen wir nach Links auf eine Piste ab, die nach etwa 6 km zu den Cascades de Tizgui führt.
Die Kaskaden sind eigentlich nichts anderes als ein kleiner Wasserfall, der über zwei Steinstufen fällt. Mit den Mopeds kann man bis zu einem Schotterparkplatz fahren. Von dort sind es noch 8 Minuten Fußweg. Die Kaskaden selber liegen in einem eng eingeschnittenen Tal in dem sich auch vereinzelte Palmen tummeln. Kaskade ist aber ein ziemlich üppiger Name. Genau genommen floß ein dünnes Wasserrinnsal den Fels herunter und bildete unten einen Tümpel. In der sonst aber absolut trockenen und steinigen Landschaft wirkt dieses bißchen Wasser doppelt. Direkt am Wasser gelegen trifft man mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Omars Freiluftrestaurant. Omar ist direkt aus Tizgui und bietet auf seinem Teppich Tee und Tajine an. Wir machten es uns auch auf Omars Teppich gemütlich. In der Unterhaltung fiel mir immer wieder auf, dass Omar von "Erika" sprach. "Erika" war auch hier, meinte er. Schon oft hörte ich Marokkaner von "Erika" sprechen. Ich konnte mir aber nie einen Reim darauf machen. Jetzt löste sich das Rätsel auf. Mit "Erika" ist Erika Därr, die Verfasserin des Buches "Marokko Vom Rif zum Anti-Atlas" gemeint. Diese Frau ist in hier scheinbar bekannt wie ein bunter Hund; eine richtige Institution. Zurück bei unseren Mopeds mußten wir erst einmal einen Streit zwischen den Kindern schlichten. Jeder wollte unsere Mopeds bewacht haben und deswegen auch mit Dirham belohnt werden. Nach erfolgreicher Schlichtung fuhren wir die gleiche Piste wieder zurück bis zur Straße. Noch das Pistengefühl im Hintern, verblüffte der gute Griff der Reifen auf der Straße. Kurz vor Agdz forderte die Piste i hren Tribut. Michels Hinterreifen war platt. Johannes flickte das Loch mit dem Pannenset aus dem Bordwerkzeug der Q. Wie sich auf der restlichen Tour zeigte, ist das Flickzeug wirklich gut. Es gab keinerlei Probleme mehr mit dem geflickten Reifen, zumal wir eigentlich nicht langsamer fuhren. Ab Agdz fängt das eigentliche Draa-Tal an. Die Strecke verläuft bis Zagora genau neben der Draa. Außer dem blauen Band des Flüßchens und den grünen Palmen wird die Straße auch immer wieder von Kasbahs gesäumt. Eine Kasbah ist eine Lehmburg, die den Bewohnern des Draa-Tals Schutz vor Raubüberfällen bot. In Zagora angekommen suchten wir uns ein Hotel. Dies erwies sich aber nicht als allzu leicht. Viele Hotels waren ausgebucht, andere fanden vor unserem demokratischen Votum keine Mehrheit. Nach einigem Suchen waren wir aber doch noch erfolgreich. Abends beim Essen entschlossen wir uns, den nächsten Tag auch noch in Zagora zu bleiben. Die Nacht in dem Hotel war aber alles andere als erholsam. Michels und mein Bett lagen wohl in der Haupteinflugschneise der Mücken; und Mücken gab es in dem Ort jede Menge. Nicht das die Stiche störten: Die spürt man ja erst am nächsten Tag. Richtig nervig waren diese summenden Flüge um mein Ohr, die mir den Schlaf raubten. | 
